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Fragen & Antworten

Was bedeutet Neurodiversität?
Neurodiversität beschreibt die natürliche Vielfalt unserer Gehirne. Jeder Mensch nimmt die Welt anders wahr, denkt anders und fühlt anders – und genau das gehört so. Es geht nicht darum, ob etwas „normal“ ist, sondern wie unterschiedlich wir Informationen verarbeiten.

Was heißt Neurodivergenz?
Neurodivergent ist jemand, dessen Gehirn etwas anders arbeitet als die gesellschaftliche Norm. Das umfasst zum Beispiel ADHS, Autismus, Hochsensibilität, Legasthenie, Dyskalkulie oder Hochbegabung. Diese Unterschiede sind keine Defizite, sondern Variationen.

Ist ADHS eine Krankheit?
ADHS ist keine Krankheit, sondern eine neurobiologische Besonderheit. Dein Gehirn funktioniert anders – nicht schlechter. Manche empfinden ihre Symptome als belastend, andere sehen darin ihre Stärken. Beides ist richtig.

Braucht man bei ADHS Medikamente?
Nicht zwingend. Medikamente können helfen, müssen aber nicht für jeden der richtige Weg sein. Viele nutzen eine Kombination aus Beratung, Coaching, Strukturhilfen oder Therapie – ganz nach persönlichem Bedarf. Studien zeigen klar, dass regelmäßige (tägliche) moderate bis intensive Begwegung im Alltag einen vergleichbar guten Effekt wie Medikamente erzielen können und auch mit welchen Sportarten dies besonders gut klappt. 

Kann man ADHS haben, ohne hyperaktiv zu sein?
Ja. Es gibt ADHS mit und ohne Hyperaktivität. Früher sprach man bei der nicht-hyperaktiven Form von ADS.

Wie erkenne ich, ob ich neurodivergent bin?
Oft merkt man es daran, dass der Alltag an bestimmten Stellen schwerer fällt als bei anderen: Organisation, Zeitgefühl, Emotionen, Beziehungen oder Reizüberflutung. Eine Abklärung kann Klarheit geben – oder ein erstes Orientierungsgespräch bei einem erfahrenen Coach oder Therapeuten.

Warum fühle ich mich manchmal „anders“?
Viele neurodivergente Menschen haben schon früh gespürt, dass sie anders denken oder fühlen. Oft gibt es dafür erst später eine passende Erklärung.

Welche Stärken haben Menschen mit ADHS?
Kreativität, Empathie, Humor, schnelles Denken, Ideenreichtum, Problemlösung, Hyperfokus, Energie. Ein ADHS-Gehirn kann außergewöhnlich viel – vor allem, wenn es richtig eingesetzt wird.

Welche Herausforderungen können auftreten?
Struktur, Ordnung, Priorisierung, Reizüberflutung, emotionale Intensität, Gedankenchaos. Das sind typische Themen – aber sie sagen nichts über deine Intelligenz oder Fähigkeiten aus.

Was bedeutet Masking?
Masking heißt, dass man versucht, „funktional“ zu wirken und Symptome zu verstecken. Besonders Frauen machen das jahrelang – und zahlen oft mit Erschöpfung dafür.

Warum werden viele erst als Erwachsene diagnostiziert?
Weil viele gelernt haben, sich anzupassen. Sie funktionieren lange – bis es irgendwann nicht mehr geht. Erst dann fällt auf, was dahintersteckt.

Was unterscheidet Hochsensibilität von ADHS?
Hochsensibilität bedeutet, Reize intensiver wahrzunehmen. ADHS betrifft zusätzlich Aufmerksamkeit, Impulsivität und Emotionsregulation. Beides kann gemeinsam auftreten.

Woran erkenne ich den Unterschied zwischen ADHS, Depression oder Angst?
Depressionen oder Ängste können sich über ein unerkanntes ADHS legen. Deshalb braucht es eine sorgfältige Abklärung. Gute Diagnostik prüft alle Bereiche – nicht nur Symptome.

Wer trägt die Schuld an ADHS?
Niemand. ADHS ist eine neurobiologische Besonderheit, keine Folge von Erziehungsfehlern. Eltern machen in der Regel das Beste, was sie können.

Kann ich ADHS haben, auch wenn ich nie auffällig war?
Ja. Viele haben sich gut angepasst und fallen deshalb jahrelang nicht auf. Das bedeutet nicht, dass die Belastung weniger real ist.

Wie läuft eine Diagnose ab?
Sie umfasst Gespräche, Fragebögen, Anamnesen, manchmal Tests und das Ausschließen anderer Ursachen. Die Diagnose entsteht über mehrere Termine hinweg.

Wie hilft Coaching bei ADHS oder Neurodivergenz?
Coaching schafft Verständnis, Struktur und Strategien. Es hilft dir, deinen Alltag leichter zu gestalten, Stress besser zu regulieren und deine eigenen Ressourcen zu nutzen.

Was bedeutet Resilienz – und warum ist das wichtig?
Resilienz ist die Fähigkeit, Rückschläge gut zu bewältigen. Gerade neurodivergente Menschen profitieren davon, Resilienz gezielt aufzubauen, weil der Alltag oft intensiver ist.

Kann Neurodivergenz im Job ein Vorteil sein?
Definitiv. Viele neurodivergente Menschen glänzen in kreativen, sozialen, technischen oder schnelllebigen Bereichen. Sie denken anders – und das kann eine große Stärke sein.

Warum bin ich so schnell überreizt?
Weil dein Nervensystem intensiver reagiert. Licht, Geräusche, Menschenmengen oder Emotionen kommen stärker an. Mit den richtigen Strategien kannst du trotzdem gut durchs Leben gehen.

Was ist Hyperfokus?
Hyperfokus ist die Fähigkeit, extrem tief in ein Thema einzutauchen. Stundenlang. Konzentriert, kreativ, produktiv. Eine echte Stärke – wenn man lernt, sie zu steuern. Allerdings kann es zu einem "positiven" als auch "negativen" Hyperfokus kommen.

Was kann ich tun, wenn ich mich ständig hinterfrage?
Selbstzweifel kommen häufig vor. Aufklärung, Begleitung und Selbstmitgefühl machen einen großen Unterschied. Es ist nicht „zu spät“, sich zu verstehen.

Wie kann ich mein neurodivergentes Kind unterstützen?
Durch Verständnis, klare Kommunikation, Routinen und den Verzicht auf Schuldgefühle. Kinder brauchen jemanden, der sie so sieht, wie sie sind – nicht wie andere sie gern hätten.

Woran erkennst du, ob du ADHS haben könntest?

Es gibt kein einzelnes „ADHS-Zeichen“. Oft ist es eher ein Muster aus verschiedenen Punkten.
Viele Erwachsene erkennen sich in folgenden Beispielen wieder:

Manche Menschen merken, dass sie ständig viele Gedanken gleichzeitig haben.

Der Kopf läuft wie in mehreren Tabs, und es fällt schwer, einen davon festzuhalten.

Ablenkung passiert sehr schnell.

Schon kleine Geräusche, Gespräche oder Ideen ziehen die Aufmerksamkeit weg, selbst wenn man sich eigentlich konzentrieren will.

Das Starten von Aufgaben kann schwerfallen.

Viele kennen das Gefühl, erst dann loszulegen, wenn der Druck groß genug wird oder die Zeit knapp wird.

Das Zeitgefühl ist oft unzuverlässig.

Fünf Minuten fühlen sich entweder ewig oder viel zu kurz an – eine innere Uhr ist schwer einzuschätzen.

Gegenstände verschwinden häufig.

Schlüssel, Handy oder Dokumente tauchen später an den seltsamsten Orten wieder auf.

Emotionen können intensiver sein.

Reaktionen kommen schneller, fühlen sich stärker an und beruhigen sich manchmal langsamer.

Starke Reize wie Lärm oder Menschenmengen können schnell überfordern.

Das Nervensystem reagiert empfindlicher als bei vielen anderen.

Viele Menschen mit ADHS haben viele Ideen gleichzeitig und eine große Kreativität – aber es fällt schwer, diese Ideen sortiert umzusetzen.

Interessen wechseln oft.

Jobs, Hobbys oder Projekte werden phasenweise geliebt, dann verliert sich plötzlich der Reiz.

Beziehungen können anstrengend sein, weil Kommunikation, Organisation oder emotionale Regulation mehr Energie erfordern.

Es gibt aber auch Phasen extremen Fokus.

Wenn etwas wirklich begeistert, können Stunden wie Minuten vergehen – der sogenannte Hyperfokus.

Viele Betroffene fühlen sich ihr Leben lang „anders“, ohne genau zu wissen, warum.

Das Gefühl, nicht ganz reinzupassen, begleitet sie oft schon lange.

Einige versuchen, ihr Verhalten zu verstecken, um nicht aufzufallen.

Dieses „Masking“ kostet viel Kraft und wird oft erst spät erkannt.

Und am Ende vieler Tage fühlt man sich erschöpft, obwohl man vielleicht gar nicht so viel erledigt hat – einfach, weil der Kopf durchgehend aktiv war.

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